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Blütenpracht und Vogelgesang



PRESSEMITTEILUNG Landkreis Harburg vom 21.04.2023


Weite Wiesen und Weiden, zarte Blüten im Sonnenschein, von Ferne ertönen der Ruf des Brachvogels und das Plätschern des Wassers – die Seeveniederung lohnt gerade jetzt im Frühjahr wieder einen Spaziergang. Denn dort gibt es ein unvergessliches Naturschauspiel zu bewundern – und einmalige Eindrücke. Auf dem Junkernfeld im Naturschutzgebiet „Untere Seeveniederung“ zwischen Hörsten und Over beginnt die Blüte der stark bedrohten Schachbrettblume. Doch auch Vogelfreunde kommen auf ihre Kosten: Erstmals brüten dort Kraniche und können ebenso wie der Große Brachvogel beobachtet werden.


Die ersten zarten Blüten der Schachbrettblume strecken bereits ihre weißen oder violetten Blüten in die Sonne. „Besonders am Wegrand sind schon Einzelexemplare zu sehen“, sagt Armin Hirt von der Naturschutzabteilung des Landkreises Harburg. „In den nächsten Tagen wird es sicher ein richtiges Blütenmeer werden“, vermutet er. Denn der Star an der Seeve fühlt sich im Landkreis Harburg besonders wohl. Auf einer 160 Hektar großen Wiesenfläche im Junkernfeld findet sich das bundesweit größte Vorkommen dieser nur wenige Zentimeter großen Charakterblume. Bis zu 1,3 Millionen Blüten ziehen Naturliebhaber bis voraussichtlich Anfang Mai in ihren Bann. Die Schachbrettblume ist aber eine launische Schönheit. Sie blüht nicht in jedem Jahr gleich intensiv – und wenn es warm wird, ist es mit der Blütenpracht schon nach kurzer Zeit wieder vorbei.


Doch nicht nur Pflanzenliebhaber kommen an der Seeve auf ihre Kosten. Die Wiesen sind auch ein Refugium für vom Aussterben bedrohte Wiesenvögel. Mehrere Paare des Großen Brachvogels haben dort ihre Heimat gefunden, vor allem aber der Kiebitz, der heute nur noch selten zu sehen ist. Besonders zu seinem Schutz hat der Landkreis ein eigenes Programm entwickelt. Denn die Bestände des Charaktervogels mit der abstehenden Federholle am Hinterkopf sind deutschlandweit in den vergangenen Jahren um fast 90 Prozent geschrumpft. Damit gilt der Kiebitz als stark gefährdet – ebenso wie der Große Brachvogel, die größte Schnepfenvogelart Europas.


Doch ganz wichtig: Die Schachbrettblume sind ebenso wie die Wiesenvögel sehr empfindlich. Die Besucherinnen und Besucher dürfen die Wiesen und Weiden in dem Gebiet zum Schutz der Natur und Tierwelt daher auf keinen Fall betreten. Zum Schutz der brütenden Wiesenvögel müssen Hunde unbedingt an die Leine. „Denn die Nester der Wiesenvögel sind im Gras nicht unbedingt zu sehen, können ebenso schnell zertreten werden wie die Schachbrettblume. Und wenn Hunde stöbern und die Kiebitze oder Brachvögel von ihren Nestern verjagen und die Gelege auskühlen, hat der Vogelnachwuchs keine Überlebenschance“, sagt Hirt. „Schon ein einziger Mensch in den Wiesen oder ein einziger freilaufender Hund kann jahrelange Naturschutzarbeit zunichte machen.“


Die Wiesen im Naturschutzgebiet können Spaziergänger von den Parkplätzen bei Hörsten und Over bequem zu Fuß erreichen. Ein rund sechs Kilometer langer Rundweg führt Besucherinnen und Besucher um das Junkernfeld und bietet ihnen einen einzigartigen Blick. „Auf jeden Fall das Fernglas mitnehmen“, rät Armin Hirt. „Und gute Fotos von den Schachbrettblumen lassen sich auch vom und am Weg machen.“ Sitzbänke laden zum Verweilen ein und ermöglichen wunderschöne Landschaftseindrücke.


Hintergrund: Die Schachbrettblume gehört zur Familie der Kaiserkronen und erhielt ihren Namen nach der charakteristischen Färbung ihrer violetten und weißen Blüten. Sie ist eine Pflanze der Wiesen und Weiden und wächst hauptsächlich in großen Flussniederungen, vorzugsweise im Urstromtal der Elbe. In Deutschland ist sie stark bedroht. Entlang der Elbe gibt es nur noch wenige Vorkommen. Die Schachbrettblumenwiesen im Junkernfeld wurden in den 1970er-Jahren durch Veröffentlichungen des Botanikers Professor Dr. Ernst Preising der Fachwelt bekannt. Seither entwickelte sich das Junkernfeld zu einer Pilgerstätte für Botaniker und Naturliebhaber. Ein Pflegekonzept mit einer extensiven Nutzung der Wiesen und Weiden mit vollständigem Verzicht auf Dünger und einem späten Mahdtermin der Wiesen sorgt dafür, dass es auch so bleibt – und sich die Schachbrettblume und die übrigen Wiesenpflanzen wohlfühlen.


Bild © Landkreis Harburg / Bildunterschrift 1:

Die ersten zarten Blüten der Schachbrettblume sind bereits zu sehen.

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